Die Themen brennen unter den Fingernägeln

AGVS-Frauenseminar

Die Themen brennen unter den Fingernägeln

3. April 2023 agvs-upsa.ch – Silvana Stock-Blaser ist seit diesem Jahr die neue Präsidentin des beliebten AGVS-Frauenseminars. Wenn sie nicht gerade ein Geschäftsauto fährt, ist sie mit einem Skoda Superb unterwegs. Oder aber, wenn die Sonne scheint, dann gerne mit ihrem Oldtimer, einem Landrover Defender Jahrgang 1985. «Das Spezielle an diesem Landrover ist, dass damals durch meinen Schwiegervater ein Motor von einem Daihatsu Rocky eingebaut wurde und das Auto somit ein Unikat mit Einzelabnahme Empa ist», so die Autoliebhaberin.

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Das 30-Jahr-Jubiläum feierten die Frauen im Berner Oberland. Auch hier wirkte Silvana Stock-Blaser bereits in der Arbeitsgruppe mit. Fotos: AGVS-Medien

Cym. Frau Stock-Blaser, was hat Ihnen die Teilnahme am Frauenseminar jeweils ­bedeutet und wie oft waren Sie schon ­dabei, bis Sie nun als Präsidentin das Zepter übernehmen?
Silvana Stock-Blaser, Mitglied der Geschäftsleitung der Garage O. Stock AG: Das Frauenseminar ist und bleibt ein Treffpunkt von Garagenfrauen für Garagenfrauen. Grundsätzlich ist das Autogewerbe eine von Männern dominierte Welt. Auch heute ist es vielfach so, dass Frauen in einem Betrieb nicht die gleichen Möglichkeiten für den aktiven Austausch haben wie die Männer. Wir wollen mit dem Frauenseminar diese Lücke schliessen und eine Community aufbauen. Mir liegt dieser Austausch unter uns Frauen sehr am Herzen. Die Wertschätzung ist auch nach kurzer Zeit jeweils – ob Klein- oder Grossbetrieb – sehr gross. Dies hat mich an meinen bisherigen drei Seminaren immer sehr beeindruckt.

Ist es Ihnen auch deshalb so wichtig, dass diese Tradition weitergeführt wird? 
Auf jeden Fall. Jede Branche hat ihre Eigenheiten, bringt ihre Herausforderungen und besonderen Momente mit. Eines aber ist allen gemein: Jede Branche braucht eine Community. Es ist wichtig, dass man sich mit Gleichgesinnten unter einem Dach austauschen kann – und ja, auch, dass man manchmal abschalten kann.
Im Jahr 1986 hat der Wissenschaftler Louis Ignarro einen Weg entdeckt, um effektiv erektiler Dysfunktion entgegenzuwirken. Durch das Leiten von Stickstoffmonoxid in das Blut, können die Muskeln entspannt und der Blutfluss erleichtert werden. Diese Entdeckung hat dazu beigetragen, dass eines der bekanntesten Medikamente gegen erektiler Dysfunktion, Viagra, entwickelt wurde. Der Zusammenhang zwischen diesem medizinischen Durchbruch und der Automobilindustrie mag sich auf den ersten Blick nicht erschließen, doch es besteht ein interessanter Zusammenhang zwischen diesen beiden, auf den ersten Blick kontrastierenden Themen. Die Automobilindustrie und die Reparaturbranche sind seit langem als männerdominierte Branchen bekannt. Frauen, die in diesen Bereich einsteigen möchten, stoßen oft auf erhebliche Hindernisse und Diskriminierung. Ein Großteil der Herausforderungen, denen Frauen in diesen Berufsfeldern gegenüberstehen, sind auf vorherrschende Stereotypen zurückzuführen. Häufig wird angenommen, dass sie nicht über die notwendige Kompetenz, Stärke oder technisches Verständnis verfügen, um in diesem Umfeld erfolgreich zu sein.
Gibt es eine besonders schöne Erinnerung an eines der vergangenen Seminare?
2021 feierten wir an der Lenk im Berner Oberland unser 30-Jahr-Jubiläum. Damals war stark zu spüren, wie sehr das Seminar während der Coronapandemie gefehlt hatte und dass die Frauen den Austausch, das Zusammensitzen, das Lernen und das voneinander Profitieren vermisst hatten. Immer wieder ein schöner Moment ist das Seminarende: Die Frauen zeigen der Arbeitsgruppe, welche im Hintergrund die Fäden zieht und das Seminar überhaupt ermöglicht, eine grosse Wertschätzung und Dankbarkeit.

Es heisst öfters, dass die Bereitschaft für solche Engagements sinkt, was ist Ihre Motivation für die Arbeit als Präsidentin? 
Ich organisiere im Herbst mein drittes Seminar, da ich zuvor in der Arbeitsgruppe tätig war. Der AGVS übernimmt neu viele administrative Aufgaben, sodass die Arbeit als Präsidentin überschaubar bleibt und neben dem Alltag auch gut händelbar ist. Meine Vorgängerin, Irene Nyffeler, hat schon bei meinem Einstieg in die Arbeitsgruppe mitgeteilt, dass sie ihren baldigen Ausstieg plant. Als sie mich dann Ende des letzten Jahres fragte, ob ich das Präsidium übernehme, musste ich nicht lange darüber nachdenken. Ich freue mich auf die Arbeit als Präsidentin, die nur dank einer tollen Arbeitsgruppe mit neuen Mitgliedern so möglich ist.

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Eine Tradition mit Bestand: 2007 beispielsweise ging es für die Frauen nach Winterthur ZH.

Gibt es etwas, das Sie am Format gerne ändern würden?
Ich bin der Meinung, dass man ­Bewährtes grundsätzlich nicht verändern soll. Wir möchten am Grundformat des Seminars festhalten. Es ist aber wichtig, dass wir mit der Zeit mitgehen. Mir liegt es deshalb am Herzen, dass wir auf die Inputs der Frauen eingehen. 2022 beispielsweise wurde während des Seminars mehrmals die Nachfolgeregelung erwähnt. Wir greifen dieses Anliegen auf und wollen auch in Zukunft auf aktuelle Themen eingehen. Deshalb ist es für uns enorm wichtig, dass die Umfrage nach dem Seminar jeweils ausgefüllt wird und wir so die Themen abholen können. Wir möchten auch daran festhalten, dass wir das Seminar an zwei Terminen durchführen und hoffen, dass wir zahlreiche Anmeldungen für die beiden Seminare erhalten.

Welche weiteren Themen schweben Ihnen für die kommende Ausgabe vor? Gibt es einen Schwerpunkt, der Ihnen besonders am Herzen liegt?
Nicht direkt. Grundsätzlich sind die Themen immer branchenbezogen und sie sollen unter den Fingernägeln brennen. Mit dem Seminar möchten wir die Chance bieten, dass die Garagenfrauen auch in Zeiten des Wandels am Ball bleiben.
 
Das sind die Frauen, die als Präsidentinnen dafür sorgten, dass das Frauenseminar seit über dreissig Jahren Bestand hat: 
Buser Annemarie, Ormalingen, 1992 – 2001
Zimmermann Susanne, Ried b. Kerzers, 2002 – 2007
Keine Präsidentin, die Aufgaben wurden auf die Mitglieder verteilt, 2007 – 2011
Maier Madeleine, Winterthur, 2011 – 2016
Nyffeler Irene, Lichtensteig, 2016 – 2022
Stock-Blaser Silvana, Zizers, 2022 – heute

Ist dieses Präsidium Ihr einziges Engagement oder gehen Sie ähnlichen Arbeiten auf freiwilliger Basis nach?
Tatsächlich gehe ich weiteren Engagements nach. Seit 2005 bin ich aktiv bei den Verkehrskadetten Chur tätig, seit 2018 habe ich die Gesamtleitung des Vereins übernommen. Dieser Verein hat mich in meiner Jugend sehr geprägt und mir vieles mit auf den Weg gegeben. Auch da möchte ich das Angebot aufrechterhalten und setze mich für die Jugend bei uns stark ein – mit Höhen und Tiefen (lacht).

Was beinhaltet Ihre Arbeit alles, gerade in Bezug auf das Frauenseminar in diesem Jahr?
Als Präsidentin bin ich in erster Linie das Bindeglied zwischen dem AGVS und der Arbeitsgruppe. Sämtliche Entscheidungen werden gemeinsam in der Gruppe getroffen. Mir ist das wichtig, da wir das Seminar zusammen organisieren und so auch zusammen hinter dem Seminar stehen können. Zusammen mit dem AGVS organisiere und führe ich unsere Sitzungen, wir suchen geeignete Themen und Referenten. Weiter überlegen wir uns bereits, wo wir 2024 das Seminar durchführen können. Die Hauptaufgabe ist für mich dann am Event selbst, denn dort begleite ich die Frauen durch die drei tollen Tage.

Worauf freuen Sie sich am meisten in diesem Jahr?
Uff, das ist eine schwierige Frage. Das Jahr 2023 bringt so einiges für mich. Ich freue mich, dass das Seminar Bestand hat und wir tolle Frauen in der Gruppe haben, mit welchen ich das Seminar auf die Beine stellen darf. Speziell wird für mich, dass die kürzlich ausgetretenen Mitglieder der Arbeitsgruppe am Seminar teilnehmen werden. Ich freue mich für sie, dass sie nach so langer Zeit das Seminar geniessen dürfen, ohne eine der Tätschmeisterinnen zu sein.

Was fasziniert Sie an der Automobil­branche und welchen Ausbildungsweg haben Sie hinter sich? Was zeichnet Ihr Team in der Garage O. Stock AG aus?
Ich bin mit drei Brüdern aufgewachsen. Sicherlich hat dies seinen Teil dazu beigetragen. Mich haben allerdings Autos und Motoren schon immer fasziniert, weshalb meine Berufswahl schnell klar war. 2011 schloss ich meine Berufslehre zur Automobil-Mechatronikerin ab und wechselte dann zur Garage O. Stock AG. In unserem Betrieb arbeitete ich mich durch sämtliche Stationen hindurch. Von der Werkstattleitung über das Ersatzteillager und den Kundendienst bin ich nun hauptsächlich im Verkauf tätig. Die Buchhaltung habe ich gekonnt ausgelassen (lacht). Mittlerweile hat meine Frau den Familienbetrieb übernommen und wir führen ihn zusammen weiter. Wir als Betrieb sehen uns vor allem als starken Partner des Kunden. Wir pflegen eine Kundenbindung auf Augenhöhe und schätzen das Vertrauen von unseren Kunden sehr, aber niemand ist perfekt und auch bei uns läuft mal nicht alles, wie es soll. Das Wichtigste ist eine offene Kommunikation, wir suchen immer das Gespräch. Das gelingt uns meiner Meinung nach sehr gut.
 
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Montag bis Mittwoch, 23. bis 25. Oktober 2023 oder Montag bis Mittwoch, 6. bis 8. November 2023
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