TechPool weist den Weg zum Datenschatz

«PassThru»

TechPool weist den Weg zum Datenschatz

1. Oktober 2018 agvs-upsa.ch – Wer moderne Fahrzeuge repariert, braucht den Zugriff auf die Daten des Herstellers. Vor allem für freie Garagisten wird das in Zukunft überlebenswichtig sein. An diese Daten zu kommen, ist ein beschwerlicher Weg, der sich aber lohnt. TechPool zeigt, wie das geht.

kro. «PassThru» ist vergleichbar mit einem Tsunami: Die Menschen am Strand sehen, dass sich das Wasser zurückzieht, aber realisieren zu spät, dass es mit unheimlicher Wucht zurückkehrt. «PassThru» steht als Sammelbegriff für den Zugriff auf Fahrzeugdaten und Software zwischen Reparaturwerkstatt und Fahrzeughersteller. Das Thema betrifft nicht nur die Vertreter der jeweiligen Marken, sondern – und das noch viel stärker – die markenunabhängigen Garagen. Fahrzeuge werden immer komplexer und der Zugriff auf die für die Diagnose relevanten Daten immer wichtiger.

Zugang musste erkämpft werden
Dieser Zugang musste vom Autogewerbe auf europäischer Ebene im Rahmen der GVO erkämpft werden – die Rechtslage wird spätestens ab 1. September 2020 klar sein: Die EG-Typengenehmigungsverordnung verlangt von den Herstellern, allen Werkstätten – auch markenfremden – die für die Reparatur notwendigen Daten und Dokumente in einer digitalen Version zur Verfügung zu stellen. Was den Zugriff und die zur Verfügung stehende Datentiefe betrifft, fällt dieser Zugriff heute von Marke zu Marke noch sehr unterschiedlich aus. 

Und das ist nur die eine Seite: Der Aufwand, bis der Garagist überhaupt an die zur Verfügung stehenden Daten kommt, ist die andere. Mirco Fischer, technischer Fahrzeugexperte bei TechPool, bot anlässlich des «Tech-Forum» an der Swiss Automotive Show (SAS) nicht nur einen Überblick über die Herausforderung, sich auf den Plattformen der Hersteller zu registrieren, sondern gab auch eine ganz konkrete Anleitung dazu.

Voraussetzung für die Funktion von «PassThru» ist der Standard SAE J2534, der mit Euro 5 / Euro 6 eingeführt wurde. Das ist die Basis für eine standardisierte Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Hersteller-Programmen und dem Diagnose-Interface. «PassThru»-fähige Multimarken-Diagnosegeräte stellen namentlich Firmen wie Bosch, Hella-Gutmann und Texa zur Verfügung – ohne geht es nicht.

Schutz für das Autogewerbe
«Der Schlüssel zu ‹PassThru› liegt in der Registrierung beim Hersteller», sagt Mirco Fischer und weist auf die Notwendigkeit hin, dass das bei jedem Hersteller, von dessen Marke ein Garagist Fahrzeuge reparieren möchte, einzeln zu geschehen hat. Das multipliziert den Aufwand mit der Anzahl Marken, mit der man es als Garagist zu tun hat, denn ohne Registrierung gibt es keinen Zugang zu den Daten. 
 

«PassThru» ist der Sammelbegriff für den Datenaustausch zwischen Hersteller und markenfreier Werkstatt. Als Schnittstelle dient ein Multimarken-Diagnosegerät.


Dass man bei einer Registrierung auf dem Portal von Volkswagen Zugriff auf alle Marken des Konzerns (Audi, Seat, Skoda und VW) hat, ist da ein Trost, der sich in seinen Dimensionen in Grenzen hält, weil es jetzt nämlich gilt, Formulare herunterzuladen, auszufüllen und Nachweise zu erbringen: Bei der Registrierung auf dem jeweiligen Herstellerportal, bei VW zum Beispiel im «erWin Produktassistent», sind das unter anderem:
 
  • der Antrag auf eine Organisations-ID für den eigenen Betrieb
  • der Antrag auf eine persönliche «Global-User Identifikationsnummer»
  • das Formular «Berechtigung Geheimnis- und Komponentenschutz»
  • eine Verpflichtung zum Umgang mit dem SecureID-Token, den man später zugeliefert bekommt
  • die Bestätigung der Benutzerinformationen durch den Arbeitgeber (falls man das nicht selber ist)
  • eine Kopie des Personalausweises durch den Antragsteller
  • eine Kopie des Personalausweises des Geschäftsführers oder Abteilungsleiters
  • eine Kopie aus dem Strafregister des Antragstellers
  • ein aktueller Handelsregisterauszug
  • das Formular, das das Beschäftigungsverhältnis bestätigt

Mirco Fischer weist darauf hin, dass das aufwändige Registrierungsprozedere nicht nur Nachteile hat: «Der Hersteller schützt sich damit vor Datenmissbrauch und gleichzeitig schützt er das Autogewerbe, denn er verlangt bei der Registrierung einen Auszug aus dem Handelsregister.»
 
Während die Registrierung grundsätzlich kostenlos ist, kostet die Abfrage von Daten eine Grundgebühr von ca. 9 Euro pro angebrochener Stunde. Mirco Fischer empfiehlt deshalb, vor einer Sitzung dafür zu sorgen, dass die Internetverbindung stabil ist: «Es braucht zwingend eine LAN-Verbindung, also ein Kabel, weil die Gefahr für Unterbrücke bei einer WiFi-Verbindung zu gross ist.» Und er empfiehlt ebenfalls, sich für eine solche Sitzung genügend Zeit einzuplanen – jede an- bzw. unterbrochene Sitzung ist kostenpflichtig.

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